Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Das Echte Johanniskraut (lat. Hypericum perforatum) wird im Volksmund auch "Teufelsbanner" genannt. Seit jeher schätzte man seine Heilkräfte, die man mit dem Licht in Verbindung brachte und die Menschen sahen im Johanniskraut eine Schutzpflanze, die alles Böse abwehren sollte. Einer Legende nach soll der Teufel sich so sehr über die Macht und Heilkraft des Johanniskrautes geärgert haben, dass er versuchte, sie zu zerstören. Es gelang ihm aber lediglich, seine Blätter zu durchlöchern.

Diese alte Legende gibt uns einen Hinweis auf die wichtigsten Erkennungsmerkmale des Johanniskrautes: Seine eiförmigen Blätter enthalten Öldrüsen, die als durchscheinende "Löcher" zu erkennen sind, wenn man das Blatt gegen das Licht hält.

Ein weiteres Merkmal ist der rot-violette Farbstoff in den gelben Blüten, der beim Zerreiben der Blüte eure Finger färbt.

 

Ihr findet das Johanniskraut häufig an Weg- und Gebüschrändern, lichten Wäldern, an Bahndämmen oder auf Schuttplätzen; es bevorzugt eher magere Böden. Der optimale Zeitpunkt zur Ernte der Pflanze ist die Zeit der vollen Blüte, meist von Juni bis August. Als besonders heilkräftig galt das Johanniskraut in früheren Zeiten, wenn es am Tag der Sommersonnenwende gesammelt wurde. Ein Kranz aus Johanniskraut im Fenster sollte so vor allerlei Naturgewalten, wie Feuer und Blitzschlag sowie vor bösen Dämonen schützen.

 

Johanniskraut gehört zu den Wildpflanzen, die besonders gut wissenschaftlich untersucht sind. Zahlreiche Studien haben sich mit seinen Inhaltsstoffen, Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten befasst. Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Johanniskrautes sind Hypericin und Hyperforin, die beide zu den Anthracenderivaten zählen. Daneben enthält es Flavonoide, wie Rutosid, Hyperosid und Quercitrin, bis zu 12% Gerbstoffe, ätherisches Öl und Anthocyane. 

Ein wichtiges Anwendungsgebiet von Johanniskraut sind depressive Verstimmungen, Angst und nervöse Unruhe, denn die Extrakte der Pflanze wirken nervenstärkend und stimmungsaufhellend. Das enthaltene Hyperosid wirkt auf die körpereigenen Opiatrezeptoren und vermittelt so effektiv eine schmerzstillende, reizabschirmende und beruhigende Wirkung.

In-Vitro Studien haben zudem gezeigt, dass Johanniskrautextrakte die Konzentration von Neurotransmittern im Gehirn beeinflussen können. Insbesondere die Wiederaufnahme von Serotonin und Dopamin wird gehemmt, was antidepressiv und leistungssteigernd wirkt - ein Mechanismus, auf dem auch die Wirkung vieler synthetischer Antidepressiva beruht.

 

Johanniskrautextrakte wirken zudem antiviral, antibakteriell und antimykotisch, hier gibt es beispielsweise Untersuchungen zur Wirksamkeit gegen den potentiellen Problemkeim S. Aureus und das HI-Virus.

Johanniskrautöl und -salbe wirken (haut-)zellaktivierend und entzündungshemmend, sie können daher gut zur Pflege von Wunden und Narben sowie bei anderen Entzündungszuständen der Haut wie Neurodermitis oder Sonnenbrand genutzt werden.

Zudem wirken die Inhaltsstoffe der Pflanze muskelentspannend, sodass Ölauszüge und Salben aus Johanniskraut bei Verspannungen, muskulären Problemen und Traumata hilfreich sind.

 

Die ausgeprägte heilkräftige Wirkung der Pflanze vermag jedoch auch unerwünschte Wirkungen sowie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu vermitteln. Jede(!) Verwendung von Johanniskrautpräparaten führt zur gesteigerten Photosensitivität der Haut, sodass auf einen guten Sonnenschutz zu achten ist. Bei bipolarer Störung kann es bei Verwendung hoher Dosen zur Auslösung einer manischen Phase kommen. Auch Pigmentstörungen, Juckreiz, Ausschläge und Unruhe, aber auch Müdigkeit können auftreten.

Es sind Wechselwirkungen mit Narkosemitteln, Chemotherapeutika sowie Schmerzmitteln bekannt.

 

Der Geschmack der Pflanze ist herb-aromatisch. Johanniskraut kann kulinarisch als Aroma und Farbgeber für Öle oder Getränke verwendet werden sowie in kleineren Mengen als Zutat für Salate oder Gemüsegerichte. 

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