Buchenkeimlinge

Wer aktuell aufmerksam durch den (Buchen-)Wald läuft und den Blick nach unten richtet, kann zwischen dem abgeworfenen Laub des letzten Jahres kleine fächerartige Keime finden: die Buchenkeimlinge. Die hellgrünen, festen Blätter öffnen sich nach und nach und erinnern von oben gesehen an einen Schmetterling. Nicht selten kann man auch einige Keimlinge finden, die noch von einer kleinen Kappe aus Bucheckern umgeben sind, aus denen sie geschlüpft sind.

Ich selber habe die Buchenkeimlinge bei meiner ersten Kräuterwanderung kennen gelernt und war sehr überrascht, dass sie essbar sind (was übrigens auch auf die ganz jungen Blätter der Buche zutrifft). Sie haben einen herben, nussigen und irgendwie grünen Geschmack und man kann mit ihnen seinen Speiseplan nährstofftechnisch enorm aufwerten.

Keimlinge - wahre Nährstoffbomben

Keimlinge im Allgemeinen gelten als wahre Vitamin- und Nährstoffbomben. Bekannte Beispiele hierfür sind vor allem diverse Getreidesorten (Weizen-, Gerstengras, grünes Haferkraut, etc.), Hülsenfrüchte (Mungobohnen, Erbsen...) sowie Kresse, Alfalfa und viele mehr. Gemeinsamkeit aller Sprossen und Keimlinge ist, dass sie zum einen gut verträglich sind und im Vergleich zur ausgewachsenen Pflanze eine große Nährstoffdichte haben - denn die Nährstoffe konzentrieren sich zu diesem Zeitpunkt alle in dem kleinen Keimling, der komplett auf Wachstum ausgerichtet ist.

Ihr hoher Vitamingehalt insbesondere an Vitamin C, B und E, sowie ihr Gehalt an Ballaststoffen, qualitativ hochwertigen Proteinen und Wasser macht sie zu einem wahren Superfood. Durch die Keimung kommt es zudem zum Abbau der im Samen enthaltenen Phytinsäure, sodass die Mineralstoffe aus dem Keimling besser aufgenommen werden können.

Je nachdem, welche Sprossen oder Keimlinge verzehrt werden, profitiert man von unterschiedlichen sekundären Pflanzenstoffen, wie etwa Carotinoiden, Polyphenolen, Flavonoiden, Saponinen oder Phytosterinen, die beispielsweise antioxidativ, anticarcinogen oder immunmodulierend wirken können.

Ihr seht, Keimlinge sind eigentlich immer eine gute Wahl, wenn man seinem Körper gute Nahrung bieten möchte.

Wildes Superfood zum Mitnehmen

Nicht zuletzt gilt dies natürlich auch für unsere wilden Keimlinge, die wir, ganz ohne uns selber die Arbeit der Aufzucht machen zu müssen, einfach draußen in der Natur sammeln können. Neben Buchenkeimlingen findet man aktuell auch die Keimlinge der Linde oder des Ahorns, die mit ihren zwei Keimblättchen ein bisschen wie Libellen aussehen. Buchenkeimlinge schmecken am besten, wenn sie gerade ihre Blättchen aufgefaltet haben und an einen Schmetterling oder eine kleine Ballerina erinnern.

Ihr könnt die Buchenkeimlinge ganz einfach roh als kleinen Snack essen, wenn ihr draußen unterwegs seid oder ihr sammelt ein paar, die ihr später als wilden Salat zubereitet. Roh verzehrt bleiben dabei alle wichtigen Inhaltsstoffe erhalten. Und denkt daran, dass das Zeitfenster gerade für Keimlinge kurz ist: jetzt ist die ideale Zeit dafür!

Die Gemmotherapie als Teilbereich der Phytotherapie

Passend dazu noch eine kurze Exkursion in die Gemmotherapie (Gemma= lat. Knospe). Neben Knospen finden hier auch andere Teile der Pflanzen, die sich im Wachstum befinden, Verwendung. Dies können junge Triebe, Blüten und eben auch unsere unsere Keimlinge sein. Sie alle besitzen embryonales, noch teilungsfähiges Pflanzengewebe, dem eine vitalisierende und gesundheitsfördernde Wirkung auf unseren Körper zugeschrieben wird. Dies kommt durch die speziellen Inhaltsstoffe zustande, die es so nur in embryonalen Gewebe gibt: die wachstumssteuernden Phytohormone, eine Vielzahl an Enzymen, Proteinen, Vitaminen, Mineralstoffen und Chlorophyll. Eine Thema was ich persönlich sehr interessant finde und worüber ich in der Zukunft unbedingt mehr erfahren möchte.

Buchenkeimlinge als gesunde Zutat für einen Wildkräutersalat

Wir haben uns ein paar Tage nach der "Erstentdeckung" nochmal auf die Suche gemacht und Buchenkeimlinge gesammelt. Sogar den kleinen Kräutersammlern hat die Suche nach den Keimlingen Spass gemacht - so sehr, dass sie gar nicht mehr aufhören wollten! Einmal gezeigt, werden sie leicht erkannt und gemeinsam hatten wir dann in Windeseile einen großen Strauß Keimlinge gesammelt.

 

Zuhause habe ich dann den Versuch gestartet, wie man die Buchenkeimlinge am besten zubereitet. Die eine Hälfte unserer Keimlinge habe ich nur gewaschen und zerkleinert. Die andere Hälfte wurde nach dem Waschen zunächst mit Salz bedeckt und etwas eine halbe Stunde stehen gelassen. Danach habe ich das Salz mit Wasser abgespült. Sie schmeckten dadurch etwas milder (wobei der geschmackliche Unterschied im Salat ehrlicherweise letztendlich kaum herauszuschmecken ist). Zusammen mit ein paar anderen Wildkräutern, wilden essbaren Blüten, in Honig karamellisieren Sonnenblumenkernen und einem einfachen Salatdressing wurden unsere Keimlinge dann als Wildkräutersalat verputzt - insbesondere die fleißigen Sammler konnten nicht genug davon bekommen!

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