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Die wichtigsten Regeln und Tipps zum Wildkräuter-Sammeln

Sobald die ersten Sonnenstrahlen die Nase kitzeln und die Temperaturen wärmer werden, juckt es mir in den Fingern. Das Sammeln von Wildkräutern und allen möglichen anderen Dingen in der Natur ist schon immer eine große Leidenschaft von mir und jedes Mal aufs Neue steigt die Vorfreude, wenn der Winter sich so langsam verabschiedet und die ersten Pflänzchen ihre Triebe aus der Erde strecken.

 

Das Wildkräutersammeln ist keine hohe Wissenschaft und man muss vorher auch nicht zwingend einen Kurs besucht haben, um genügend Pflanzen zu kennen. Oft hilft dies jedoch den Einstieg in das Thema Wildkräuter zu finden und die Leidenschaft fürs Sammeln zu entfachen - ich persönlich freue mich über jeden, der mich auf meinen Kräuterwanderungen begleiten möchte!

 

Ich selber habe schon immer viel draußen gesammelt. Durch eine Kräuterwanderung bin ich dann richtig auf den Geschmack gekommen und habe mir mit Hilfe von Büchern über einige Jahre viel Wissen selber angeeignet. Weil mir das noch nicht reichte, entschied ich mich schließlich, für die einjährige Ausbildung in ganzheitlicher Pflanzenheilkunde. Und jedes Jahr merke ich, dass ich immer mehr Wildkräuter finde und nutze, was mich sehr glücklich macht. Es ist also wie bei allem: Man lernt nie aus!

Einige goldene Regeln für das Sammeln von Wildpflanzen gibt es

Wie schon oben gesagt - jeder kann rausgehen und Wildpflanzen sammeln. Und ich finde, jeder sollte das auch tun, denn dadurch bekommt man nochmal einen ganz anderen Blick für unsere Natur mit all den Möglichkeiten, die man hat, in ihrem Rhythmus zu leben.

 

Einige wichtige Tipps und Regeln zum Wildkräuter-Sammeln möchte ich euch aber mit auf den Weg geben, denn es gibt doch einige Dinge, die man beachten sollte.

Nur das sammeln was ihr sicher bestimmen könnt

Die Schafgarbe ist gut an ihren charakteristischen Blättern zu erkennen
Die Schafgarbe ist gut an ihren charakteristischen Blättern zu erkennen

Die meiner Meinung nach wichtigste Regel beim Sammeln von Wildpflanzen ist, nur die Pflanzen zu sammeln, die man sicher selber bestimmen kann. Es gibt auch bei uns einige Pflanzen, die überaus giftige Doppelgänger haben (das typische Beispiel ist der Bärlauch, der mit dem giftigen Maiglöckchen oder der Herbstzeitlosen verwechselt werden kann), sodass ihr Verzehr eine große Gefahr darstellt. Daher sollte man sich nur auf Pflanzen beschränken, die man sicher kennt. Auch sind manche Pflanzen nicht das ganze Jahr über unbedenklich zu genießen. Bestimmungsbücher oder Exkursionen sind hier hilfreich, um Unterscheidungsmerkmale zu lernen und Sicherheit zu gewinnen. Und mittlerweile gibt es auch die eine oder andere App, die zur Bestimmung von Pflanzen hilfreich sein kann.

Der richtige Sammelort ist entscheidend

Was das Sammeln von Wildpflanzen betrifft, so gibt es einige Einschränkungen, die beachtet werden müssen. Es ist streng verboten, in Naturschutzgebieten zu sammeln. Auch Pflanzen, die unter Naturschutz stehen dürfen nicht oder nur eingeschränkt gesammelt werden. Die Kenntnis dieser Pflanzen ist daher essentiell.

Die Orte, an denen ihr eure Wildkräuter sammelt, sollten möglichst naturbelassen sein. Das Sammeln in unmittelbarer Nähe zu Straßen, Bahndämmen oder in Industriegebieten ist daher nicht empfehlenswert, ebenso wie das Sammeln in der Nähe konventionell bewirtschaftete Felder.

Entlang von Hundestrecken und direkt an Wegrändern würde ich persönlich ebenfalls nicht sammeln, gleiches gilt für Wiesen und Weiden mit frischen Hinterlassenschaften von Weidetieren oder Wildtieren aufgrund der Gefahr von im Kot enthaltenen Parasiten, deren Eier auch in der Umgebung verteilt sein können.

Naturbelassene Orte können beispielsweise Stadtparks, Gärten, der Wald oder Wiesen sein.

Bei Wiesen hilft ein einfacher Trick, eine grobe Orientierung zu bekommen, ob sie als Sammelstelle geeignet oder möglicherweise überdüngt ist: Sind mindestens fünf verschiedene Wildpflanzen Arten zu finden, ist der Boden in der Regel gesund. Hier dürft ihr gerne Sammeln!

Nachhaltigkeit beim Sammeln

Habt ihr einen geeigneten Ort gefunden, geht es endlich los! Seid achtsam mit der Natur. Ihr solltet euch die Pflanzen, die ihr sammeln möchtet genau ansehen: Sie sollten möglichst frisch, gesund und einwandfrei sein, ansonsten kommen sie nicht in den Korb. Wichtig ist, niemals den kompletten Bestand einer Pflanze abzuernten, sondern nur soviel, dass die Pflanze dort weiterbestehen kann. In der Regel werden daher nur ein Drittel der Pflanzen geerntet. Auch sollte man nur so viele Pflanzen ernten, wie man wirklich braucht und die Wurzel der Pflanzen nur dann sammeln oder ausgraben, wenn sie verwendet werden soll. Bei bestimmten Pflanzen macht es beim Graben der Wurzel Sinn, diese nicht komplett zu entnehmen, sondern einen Teil von ihr in der Erde zu belassen, aus der sich die Pflanze dann wieder regenerieren kann.

Der richtige Zeitpunkt

Der beste Zeitpunkt zum Sammeln von Wildpflanzen ist der späte Vormittag an einem trockenen Tag. Jetzt sollte der Tau abgetrocknet sein. Sind eure Pflanzen nass, besteht beim Trocknen die Gefahr, dass sie schimmeln. Nach einem Regentag sollte man daher möglichst ein bis zwei Tage mit dem Sammeln warten. Wollt ihr sie allerdings ohnehin direkt frisch verwenden, können sie natürlich auch gerne bei feuchtem Wetter gesammelt werden. Gerade im Sommer ist es nicht ratsam, Pflanzen in der Mittagshitze zu sammeln, da sie schnell welk werden.

Sammelbehälter, Weiterverarbeitung, etc.

Als Sammelbehältnis eignen sich Körbe, Siebe oder auch Schüsseln. Je länger ihr unterwegs seid, desto wichtiger ist eine gute Belüftung eurer gesammelten Pflanzen. Es ist oft ratsam, eine Schere oder ein Messer zur Ernte dabei zu haben, um nicht versehentlich zu viele Pflanzenteile oder die Wurzel mitzuentfernen.

Die gesammelten Pflanzen sollten möglichst zügig frisch weiterverarbeitet werden oder zum Trocknen auf einen Rahmen bzw. In Büscheln verkehrt herum aufgehangen werden. Getrocknet wird an einem dunklen, luftigen Platz. Wenn die Kräuter hörbar rascheln, können sie in ein Voratsgefäss gegeben werden.

Ob ihr eure frischen Wildkräuter vor dem Verzehr wascht ist eine individuelle Entscheidung. Ich persönlich wasche sie selten, denn auf den Pflanzen leben Mikroorganismen, die ebenfalls wichtige Proteine, Vitamine (unter anderem Vitamin B12) und Mineralstoffe liefern können. Auf der anderen Seite kann das Waschen eurer Kräuter aber auch das Risiko der Aufname von schädlichen Mikroorganismen (siehe unten) verringern. Entscheidet das selbst!

Fuchsbandwurm

Jeder der sich mit dem Verzehr von Wildkräutern beschäftigt, trifft früher oder später auf das Thema Fuchsbandwurm. Gerade hier ist es sehr wichtig, die Zahlen und Fakten zur Infektion zu kennen. Eine Erkrankung durch den Fuchsbandwurm, die hauptsächlich Leber und Lunge betrifft, ist gefährlich, gleichzeitig aber auch selten. Die Eier des Fuchsbandwurmes können nur durch Erhitzen über 60°C sicher abgetötet werden. In Deutschland treten pro Jahr etwa 20 neue Fälle auf. Von diesen erkrankt etwa jeder Dritte ernsthaft und muss Medikamente nehmen. Für eine Infektion ist in der Regel eine Mehrfachaufnahme der Wurmeier erforderlich. Es gibt verschiedene ausgewiesene Risikogruppen:

  • In der Landwirtschaft tätige Personen: vor allem bei der Heuernte können die mikroskopisch kleinen Eier eingeatmet werden
  • Jäger: aufgrund des häufigen Direktkontaktes mit Füchsen
  • Förster und Waldarbeiter: durch Einatmen von Stäuben
  • Hunde- und Katzenbesitzer: sie sind mit etwa 70% am häufigsten betroffen und infizieren sich über das eigene Tier, das ebenfalls Träger sein kann. Daher sind regelmäßige Entwurmungen wichtig.

Es sind keine Fälle dokumentiert, die auf den Genuss von Wildkräutern zurückzuführen wären, sodass eine generelle Warnung vor dem rohen Genuss von Wildkräutern und Wildgemüse nicht sinnvoll ist. Gleiches würde in diesem Fall auch für Obst und Gemüse aus Freilandanbau gelten, da Füchse ihre Nahrung häufig auf Ackerland suchen und auch die Eier sehr leicht verbreitet werden. Wie bei vielen Dingen im Leben besteht also auch beim Verzehr wilder Pflanzen ein geringes Restrisiko, das jeder für sich selber tragen muss. Dies kann minimiert werden, indem die gesammelten Kräuter gut gewaschen werden. Wer ganz sicher gehen will, darf Wildpflanzen nur über 60°C erhitzt verzehren.

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