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Mit Pflanzenkraft gegen Erkältungen

Jedes Jahr aufs Neue - in der Erkältungszeit leiden wir meist mehr als einmal unter den typischen lästigen Symptomen: Schnupfen, Husten, Kratzen im Hals und vielleicht sogar Abgeschlagenheit und Fieber.

Auch uns hat es dieses Jahr wieder erwischt und wie es immer so ist, jeder leidet ein bisschen anders.

 

Während  meiner HNO-Zeit sah ich im Notdienst regelmäßig Patienten mit ähnlichen Beschwerden. Nach ausführlicher Befragung und gründlicher Untersuchung zum Ausschluss von schwereren Erkrankungen blieb allerdings auch hier als Diagnose oft nur der virale Atemwegsinfekt (in der Literatur auch als "Common cold" bezeichnet), gegen den es schulmedizinisch tatsächlich leider wenig Behandlungsmöglichkeiten gibt. Eine antibiotische Behandlung ist in den meisten Fällen nicht angebracht, da bakterielle Infektionen hier nur einen äußerst geringen Anteil ausmachen und mögliche Nebenwirkungen und Resistenzenbildungen auf Antibiotika unbedingt vermieden werden sollen. Der Ratschlag meinerseits in diesem Falle war dann: körperliche Schonung, viel Trinken, bedarfsweise Nasenspülungen mit Salzwasser, Hustenstiller, warmen Tee trinken und/oder Salbeitee zum Gurgeln.

Das war für den einen oder anderen natürlich etwas frustrierend, denn letztendlich heißt das " ich kann dir leider nicht helfen, da musst du jetzt durch!"

 

Die oben genannte symptomatische Therapie hilft in diesem Falle dem Körper, sich selber zu helfen und all seine Abwehrkräfte gegen den Erreger zu richten. Das kann einige Tage dauern, aber im Normalfall gesunden wir dann ohne Folgeschäden, sobald unser Immunsystem gegen den Erreger wieder die Oberhand gewonnen hat.

Pflanzliche Mittel gegen Erkältungskrankheiten

Für mich blieb allerdings immer die Frage: kann ich nicht vielleicht doch irgendwas machen?

 

Der unkomplizierte - virale - Atemwegsinfekt ist ein klassischer Fall für eine phytotherapeutische Behandlung. Eine Vielzahl von pflanzlichen Mitteln können erwiesenermaßen bei Atemwegsinfekten helfen. Und selbst jene Pflanzen, deren Wirksamkeit "nur" in der traditionellen Volksmedizin anerkannt ist, muss man  nicht zwingend außer Acht lassen, denn die meisten davon wurden einfach noch nicht genauer untersucht und bieten sich beispielsweise in Teemischungen als Zusatz an.

Auch oder gerade bei Kindern sind pflanzliche Mittel gut, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen, denn hier gibt es schulmedizinisch oft als einzige Option der symptomatischen Therapie den Fiebersaft oder den Hustenstiller. Und beides möchten viele Eltern erfahrungsgemäß oft möglichst vermeiden.

Heilpflanzentees als kleine Hausapotheke in der Erkältungszeit

Es gibt eine unglaubliche Vielzahl von pflanzlichen Mitteln, die man für verschiedene Erkältungskrankheiten verwenden kann. Die Angebote reichen von Badezusätzen, die ätherische Öle enthalten, bis hin zu Lutschtabletten, Mundsprays, Erkältungsbalsam oder Tropfen. Dies alles würde hier allerdings den Rahmen sprengen, außerdem bin ich der Meinung, dass Empfehlungen zu diesen Fertigpräparaten durch den behandelnden Arzt erfolgen sollten.

 

Ich persönlich mag die Anwendung pflanzlicher Mittel in Form von Heilpflanzentees. Ich habe dafür Zuhause eine "kleine" Sammlung von getrockneten Kräutern, die ich mir je nach Bedarf selber mischen kann. Ich werde mich hier also auf die Vorstellung einiger Heilpflanzen beschränken, die ich selber gerne nutze. Eine Anwendung dieser Pflanzen kann helfen, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

Im Zweifelsfall bitte immer den (Haus-) Arzt aufsuchen!

Bei spezielleren Krankheitsbildern, wie etwa der Mandelentzündung, der Mittelohrentzündung, einer Nasennebenhöhlenentzündung oder Bronchitis sollte allerdings zusätzlich die Behandlung durch einen Arzt erfolgen, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erfassen und entgegenzuwirken. Genauso ist zu betonen, dass meine Auflistung natürlich nicht die persönliche Vorstellung beim Arzt ersetzen kann. Bei jeglichen Unklarheiten, länger andauernden Beschwerden, zunehmenden Schmerzen oder einfach nur einem komischen Gefühl sollte dieser zur weiteren Diagnostik und Therapie aufgesucht werden.

Eine Vielzahl von Pflanzeninhaltsstoffen sind bei Erkältungskrankheiten wirksam

Hilfreiche Pflanzeninhaltsstoffe bei Erkältungskrankheiten sind:

  • Ätherische Öle: es gibt eine Vielzahl verschiedener ätherischer Öle mit unterschiedlicher Wirkung. Einige fördern die Durchblutung und wirken mehr oder weniger reizend auf Schleimhäute. Dadurch werden schleimbildende Zellen zur Sekretion angeregt. Der Abtransport von Schleim wird zudem durch eine Anregung der Zilienaktiviät gefördert. Andere ätherische Öle wirken antibiotisch und keimhemmend.
  • Saponine: Sie verflüssigen den zähen Schleim (Sekretolyse) und fördern seinen Abtransport (sekretomotorische Wirkung).
  • Gerbstoffe: Sie dichten entzündete und verletzte Schleimhäute ab und hemmen die Entwicklung pathogener Keime.
  • Schleimstoffe: Sie überziehen gereizte Schleimhäute mit einer Art Schutzfilm und lindern zudem reflektorisch den Hustenreiz.
  • Immunmodulatoren: einige Pflanzen können helfen, das körpereigene Immunsystem zu stimulieren.
  • Antiphlogistica: Sie helfen, Entzündungen zum Abklingen zu bringen.
  • Senfölglykoside: Sie besitzen eine starke antibakterielle und antivirale Wirkung.

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

Schwarzer Holunder wirkt schweißtreibend, entzündungshemmend und verbessert die Bronchialsekretion. Zudem ist er ein gutes Mittel zur unspezifischen Resistenzsteigerung. Er enthält große Mengen der Vitamine B1, B2, C und Niacin sowie Mineralstoffe, essentielle Aminosäuren, ätherische Öle, Flavonoide und Anthozyanglykoside. Als Heilpflanzentee sollte er direkt bei den ersten Anzeichen einer Erkältung getrunken werden um die körpereigene Abwehr zu unterstützen.

Linde (Tilia cordata/platyphyllos)

Lindenblüten gelten als schweißtreibend, krampflösend und reizmildernd und steigern wie der schwarze Holunder die körpereigene Abwehr. Als Bestandteil eines Schwitztees sollte sie ebenfalls direkt zu Beginn der Erkältungskrankheit verwendet werden, um die körpereigene Abwehr bestmöglich zu unterstützen.

Durch ihren Gehalt an Schleimstoffen wirken Lindenblüten als Kaltauszug gut gegen Reizhusten.

Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Mädesüß enthält Salicylsäure, die schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend wirkt. Die wohlschmeckenden Blüten sind beliebter Bestandteil vieler Erkältungstees.

Kamille (Matricaria recutita)

Kamille wirkt entzündungshemmend, mild schmerzlindernd und antibakteriell. Ihre Blüten sind daher Bestandteil verschiedenster Teemischungen für Erkältungskrankheiten mit unterschiedlichen Symptomen. Warmer Kamillentee eignet sich zudem hervorragend als Gurgellösung zur Keimreduzierung und Entzündungshemmung bei Halsschmerzen und Rachenentzündungen. Bei Gurgellösungen gilt: sie sollten immer frisch zubereitet und warm verwendet werden.

Schlüsselblume (Primula vera)

Schlüsselblumen enthalten einen hohen Anteil (3-12%) an Triterpensaponinen, die ein gutes Mittel bei produktivem Husten darstellen. Die wirksameren Wurzeln werden verwendet bei Erkältungskrankheiten, allen Formen von Bronchitiden sowie generell bei bronchopulmonalen Verschleimungen. Die Blüten sind ein mildes Sekretolytikum (Verflüssigung des Schleims) und Expektorans (auswurffördernd) bei Husten, Erkältungskrankheiten und Nebenhöhlenentzündungen. Sie werden aufgrund ihres besseren Geschmacks und der geringeren Reizwirkung auf den Magen bei Kindern den Wurzeln vorgezogen.

Königskerze (Verbascum densiflorum)

Königskerzenblüten enthalten sowohl Schleimstoffe als auch Saponine. Mit kaltem bis warmem Wasser aufgegossen werden vor allem die Schleimstoffe gelöst, deren reizmildernde Wirkung sich bei Reizhusten anbietet. Mit heißem Wasser aufgegossen, lösen sich vor allem die Saponine, die auswurffördernd wirken und somit bei produktiven Husten hilfreich sind. Aufgrund ihrer milden Wirkung und des angenehmen Geschmacks, sind Königskerzenblüten sehr gut für die Anwendung bei Kindern geeignet.

Thymian (Thymus vulgaris)

Das ätherische Öl des Thymians wirkt verflüssigend auf beim Husten gebildetes zähes Sekret und unterstützt den Abtransport des Sekretes. Weiterhin löst es Verkrampfungen der Bronchien. Die Inhaltsstoffe Thymol und Carvacrol wirken zudem über eine Hemmung der Cyclooxygenase entzündungshemmend. Thymian hat zudem starke antimikrobielle und antivirale Eigenschaften. Er hilft so als wirkungsvolles Expektorans und Spasmolytikum sowohl bei Bronchitiden mit krampfhaften Hustenattacken als auch bei Keuchhusten und Asthma. Geschmacklich angenehm eignet er sich sehr gut für die Anwendung bei Kindern.

Salbei (Salvia officinalis)

Salbei enthält eine Reihe von Inhaltsstoffen, die bei Erkältungskrankheiten hilfreich sind. Die Gerbstoffe (unter anderem Rosmarinsäure) wirken zusammenziehend, dichten die obersten Zellschichten der Schleimhäute ab und vermindern so die Sekretion des entzündeten Gewebes. Die enthaltenen ätherischen Öle hemmen das Wachstum von Viren und Bakterien. Weiterhin wirken sie durchblutungsfördernd und beschleunigen so den Heilungsprozess. Man kann den Salbei als Tee oder Gurgellösung verwenden. Zu beachten ist nur, dass Gurgelmittel immer frisch zubereitet und lauwarm verwendet werden sollten.

Spitzwegerich (plantago lanceolata)

Spitzwegerich zählt zu den besten Heilpflanzen bei Reizhusten. Er wirkt reizmildernd, entzündungswidrig und hustenhemmend. Er ist daher eine sehr gute Alternative zu herkömmlichen Hustenstillern, insbesondere bei Kindern. Der Tee sollte dabei schluckweise getrunken werden, damit die betroffenen Schleimhäute immer wieder damit benetzt werden. Der Tee wirkt so wie ein reiz- und schmerzlindernder Schutzfilm.

Malve (Malva neglecta/sylvestris)

Malvenblüten weisen einen hohen Gehalt an Schleimstoffen auf und wirken so reizmildernd bei Haut- und Schleimhautenttündungen. Besonders gut werden diese als Kaltauszug gelöst, der Tee im Anschluss dann leicht erwärmt getrunken. Sie bietet sich insbesondere für Teemischungen bei Reizhusten an. Kinder mögen den Tee, da er durch die Blüten eine hübsche blaue (beim Kaltauszug) oder grüne (als heißer Aufguss) Farbe erlangt.

Huflattich (Tussilago farfara)

Huflattich wird klassisch bei Reizhusten und produktiven Husten eingesetzt. Er enthält Schleim-, Bitter- und Gerbstoffe, die das Abhusten fördern, den Hustenreiz lindern und die Schleimhäute beruhigen können. Weiterhin wird zähes Sekret verflüssigt und die Bronchien erweitert und entspannt. Durch die enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide ist der Huflattich jedoch in Verruf gekommen. Um diesbezüglich auf der sicheren Seite zu sein, darf er daher nur über einen begrenzten Zeitraum von 2 x 2-3 Wochen im Jahr verordnet werden.

Eibisch (Althaea officinalis)

Trotz des ähnlichen Namens ist der Eibisch nicht mit der Eibe verwandt, sondern gehört zur Familie der Malvengewächse. Die Wirkung von Eibisch ist sehr mild, weswegen er besonders gern in der Kinderheilkunde verwendet wird. Seine Wurzeln enthalten bis zu 30% Schleimstoffe, die Blätter etwa 5-8%. Sie bilden einen sanften Schutzfilm auf den Schleimhäuten. Eibisch kann daher gut bei trockenem Reizhusten, Halsschmerzen und leichten Entzündungen im Mund- und Rachenbereich eingesetzt werden.

Fenchel (Foeniculum vulgare)

Fenchelfrüchte gelten als mildes Expektorans, indem sie die Schlagfrequenz der Flimmerzellen in der Bronchialschleimhaut beschleunigen. Sie unterstützen so das Lösen und den Abtransport von zähem Sekret bei produktiven Husten. Aufgrund ihres süßen und anisartigen Geschmacks werden sie gerne bei Kindern verordnet.

Süßholz (Glycyrrhia glabra)

Süßholz enthält unter anderem Glycyrrhizinsäure, was die Wurzel im Zusammenhang mit deren Wirkung gegen die Lungenkrankheit SARS im Jahre 2003 in die Schlagzeilen rückte. Die Wurzel wirkt auswurffördernd und antientzündlich und wird daher bei Atemwegserkrankungen wie (produktivem) Husten, Bronchitiden und Asthma bronchiale verwendet.

Fichte (Picea abies)

Die Nadeln der Fichte enthalten ätherische Öle, die an der Bronchialschleimhaut schleimverflüssigend und auswurffördernd wirken. Ihr Anwendungsgebiet ist daher insbesondere der produktive Husten

Gänseblümchen (Bellis perennis)

Das Gänseblümchen spielt in der modernen Phytotherapie (leider) keine große Rolle. Mit seinen enthaltenen Saponinen, Gerbstoffen, Bitterstoffen und Schleimstoffen wird es traditionell zur Schleimlösung und Auswurfförderung bei produktivem Husten oder Schnupfen verwendet. Es hat sich insbesondere in der Kinderheilkunde bewährt.

Praktische Anwendung

Ich mag es sehr gerne, meine verschiedenen Heilpflanzen je nach Beschwerdebild selber zusammenzumischen. Ich gehe dabei intuitiv vor und mische mir 3 bis 4 verschiedene Pflanzen, die zu den Beschwerden passen. Meist mische ich sie frisch, zerkleinere sie bei Bedarf und verwende sie dann je nach Pflanze als Aufguss oder Kaltauszug. Als Faustregel gilt, dass pro Tasse (150 bis 200ml) etwa 1 oder 1,5 Teelöffel getrocknete Heilpflanzen verwendet werden. Kaltauszüge werden etwa 30 Minuten bis 1 Stunde ziehen gelassen, der Aufguss mit kochendem Wasser in der Regel 5 bis 10 Minuten - optimalerweise abgedeckt, damit die ätherischen Öle möglichst nicht entweichen.

Auch hier gilt: wem das Ganze zu kompliziert ist, der darf gerne in der Apotheke nach fertigen Teemischungen fragen. Soweit ich weiß, gibt es da eine Reihe bewährter Mischungen, hauptsächlich aus den oben vorgestellten Pflanzen, die bei Erkältungen, Husten, etc. Verwendet werden können.

 

Bei Unsicherheiten oder länger andauernden Beschwerden bitte immer den (optimalerweise phytotherapeutisch bewanderten) Arzt zu Rate ziehen!

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