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Haselkätzchen - winterliche Frühlingsboten

Bevor in der letzten Woche bei uns der Winter zurückgekehrt ist und alles unter einer dicken weißen Schneedecke begraben hat, habe ich auf einem Spaziergang die ersten blühenden Haselkätzchen entdeckt. Und mein Herz ist ein bisschen gehüpft, denn die Haselblüte ist im phänologischen Jahreskalender ein Zeichen für den Beginn des Vorfrühlings. Der phänologische Jahreskalender teilt das Jahr anhand von bestimmten Zeigerpflanzen in 10 Jahreszeiten ein - diese beginnen bzw. enden klimatisch bedingt jedes Jahr etwas unterschiedlich.

 

Was viele nicht wissen: Haselkätzchen sind essbar! - Allerdings frisch vom Strauch gepflückt vom Geschmack her eher unspektakulär. Zudem enthalten sie viele Nährstoffe - Flavonoide, Antioxidantien und viele Proteine. Sie sind daher für die nach dem Winter ausgehungerten Bienen eine der ersten Nahrungsquellen im Jahr. Wichtig deshalb: die Haselnusssträucher bitte nicht komplett abernten, sondern nur in Maßen pflücken!

 

Die Haselkätzchen sind genau genommen die männlichen Blüten des Haselnussstrauches. Dieser trägt sowohl männliche als auch weibliche Blüten. Die weiblichen Blüten werden oft gar nicht erkannt, denn sie wachsen klitzeklein und unscheinbar aus den Knospen des Strauches  heraus. Hat man sie aber einmal entdeckt, wird man sie nie wieder übersehen: sie erinnern an kleine Korallen und passen mit ihrer tiefroten Farbe irgendwie gar nicht so richtig in die eher graue Umgebung. 

Aktuell strecken sie sich, um an den Pollen zu gelangen; im Herbst bilden sich aus ihnen dann die leckeren Haselnüsse.

Aber zurück zu den Kätzchen. Der männliche Blütenstand wird bereits im Herbst gebildet und verbringt den Winter in einer Art Ruhezustand. Sie sind zunächst rötlich-braun. Erst zu Beginn des Vorfrühlings, meist etwa im Februar, reifen sie aus; sie werden dabei länger, gelblicher und öffnen sich. Und genau jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, den alle Allergiker fürchten: schnippt man mit dem Finger gegen ein Kätzchen, breitet sich eine gelbe Wolke aus Blütenstaub aus und piesackt empfindliche Nasen. Ein einzelnes Kätzchen kann übrigens bis zu zwei Millionen Pollen enthalten!

Symbol für Leben, Fruchtbarkeit und Erneuerung

Die gemeine Hasel ist in unserer Gegend häufig zu finden. Sie wächst besonders gerne auf feuchten, gut durchlüfteten und nährstoffreichen Böden, entlang von Bächen oder Flüssen, aber auch am Rand von Wiesen oder Wegen oder in Hecken kann man sie finden. Aktuell sticht sie mit ihren hübschen gelben Blüten zwischen all den noch blattlosen Bäumen besonders heraus.

 

Bei unseren Vorfahren wurden Haselnusssträucher übrigens häufig in die Nähe des Hauses gepflanzt, da er als heilig galt. Wegen seines frühen Erblühens und seiner Robustheit, war er in alten Zeiten ein Symbol für Leben, Fruchtbarkeit und Erneuerung.

Heilkundliche Anwendungen der Haselkätzchen

In der Volksheilkunde werden Haselkätzchen bei Erkältungen und fieberhaften Infekten angewandt. Als Tee aufgebrüht, gelten die Kätzchen als entschlackend, kreislaufanregend, fiebersenkend und schweißtreibend, sollten aber bei grippalen Infekten zur besseren Wirksamkeit optimalerweise mit anderen Heilpflanzen - wie beispielsweise Holunder oder Linde - kombiniert werden. Der Tee aus Haselkätzchen hat einen angenehmen milden Geschmack. Vom Tee sollen in diesem Fall drei Tassen am Tag getrunken werden. Aufgrund ihres hohen Nährstoffgehaltes (Bienenfutter!) bieten sich die Haselkätzchen auch im Rahmen einer Vitalisierungskur an, bei der der Tee über ein bis zwei Wochen getrunken wird.

Ab auf den Teller!

Die Haselkätzchen können natürlich auch kulinarisch genutzt werden! Früher verwendete man sie getrocknet und gemahlen als Mehlersatz, denn richtiges Mehl war teuer. Man mischte das Pulver dann im Verhältnis 1:10 unter das normale Mehl, um es zu strecken. Wem das zu aufwändig ist, der kann die Kätzchen auch als Power-Snack frisch vom Baum (wie schon oben erwähnt allerdings mit mäßig überzeugenden Geschmackserlebnis) oder in der Pfanne zubereitet probieren. Hier die beiden Zubereitungsarten, die mich und meine kleinen Testesser besonders überzeugt haben:

Karamellisierte Haselkätzchen für kleine und große Leckermäuler

Was ihr braucht:

  • 2 EL Butter (evtl. auch mehr nach Gefühl)
  • 2 EL Honig
  • Prise Salz
  • Optional gemahlene Vanille oder Zimt

Butter in der Pfanne schmelzen und die Haselkätzchen darin anbraten, bis sie leicht gebräunt sind. Den Honig dazugeben und karamellisieren lassen. Das Ganze nun mit einer Prise Salz, Vanille oder Zimt abschmecken - Fertig!

 

Die Haselkätzchen schmecken karamellig, lecker nussig und crunchy. Das Ganze passt sehr gut als Topping zu Ziegenfrischkäse oder über einen Salat. Definitiv der Favorit meiner Kinder!

Haselkätzchen süss-sauer

Ein weiteres Rezept, das ich ausprobiert habe, habe ich auf der Seite abenteuer-am-wegesrand.at gefunden und nach meinem Geschmack abgeändert. Benötigt werden: 

  • 1 - 2 Handvoll Haselkätzchen
  • 200 ml naturtrüber Apfelsaft
  • 5 EL Apfelessig
  • 2 EL Honig
  • 2 Pimentkörner
  • 2 Wacholderbeeren
  • 5 Pfefferkörner
  • Maisstärke bei Bedarf
  • Optional Salz und Pfeffer

Apfelsaft mit Essig, Honig und Gewürzen vermischen. Die Mischung gemeinsam mit den Kätzchen aufkochen und etwa 15 Minuten leicht köcheln lassen. Nach etwa 10 Minuten probieren: sind die Kätzchen bissfest und weich, sind sie fertig und können vom Herd genommen werden. Ich habe sie ein wenig länger auf dem Herd gelassen, bis die Soße stark eingedickt war. Das ist aber Geschmackssache. Je nachdem, was für eine Konsistenz gewünscht ist, kann auch etwas Maisstärke dazugegeben werden. Bei Bedarf Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Fertig! 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Dr. med John ((85) (Freitag, 16 Februar 2024 12:40)

    Esse seit langem Hasel- & Erlen-Kätzchen als erstes "Wildkraut" im Jahr!
    Gut für die Gesundheit!!!