Mutterkraut - ein heilpflanzliches Multitalent

Das Mutterkraut ist eine Heilpflanze, zu der ich eine sehr persönlich Beziehung habe. Es half mir, meine dritte Geburt äußerst positiv zu beeinflussen (hierzu vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal mehr) und ich bin jedesmal begeistert über seine vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten, die noch dazu wissenschaftlich sehr gut untersucht und bestätigt sind. Das Mutterkraut eignet sich trotz seines Namens, der auf die traditionelle Verwendung bei Frauenbeschwerden hinweist, natürlich gleichermaßen für Mann und Frau und darf für mich in meiner Kräutersammlung nicht mehr fehlen.

Das Mutterkraut (Tanacetum parthenium) ist als Heilpflanze bereits seit der Antike bekannt und geschätzt. Es wurde traditionell gegen Fieber und Schmerzen verwendet und ist heute nahezu in ganz Europa und in fast allen gemäßigten Breiten weltweit heimisch. Als Heilpflanze war es über lange Zeit in Vergessenheit geraten und erlebt aktuell aufgrund seiner zahlreichen und zum Teil wissenschaftlich gut untersuchten Anwendungsmöglichkeiten (zu Recht!) ein Revival.

Mutterkraut liebt sonnige Standorte und kann einfach selber kultiviert werden

photo: https://evi-gampl.de/produkt/mutterkraut-tanacetum-parthenium/
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Mutterkraut gehört in die Familie der Korbblütler. Die Pflanze bevorzugt Standorte mit großzügiger Sonneneinstrahlung und ist insbesondere in den Randbereichen von Gärten oder an Wiesen- und Wegrändern zu finden.

Vom äußeren Erscheinungsbild ähnelt das Mutterkraut der gewöhnlichen Kamille, besitzt jedoch im Gegensatz zur Kamille deutlich mehr und kleinere Blütenköpfe. Aufgrund der zahlreichen ätherischen Öle strömt die Pflanze einen stark aromatischen Geruch aus. Die zarten oliv- bis hellgrünen Blätter sind gefiedert und an den Enden rundlich gesägt. Das Mutterkraut kann sehr gut selber im Garten oder auf dem Balkon kultiviert werden, die beste Zeit zur Aussaat in Freien sind April und Mai. Die Blütezeit dauert etwa von Anfang Juni bis Mitte September - in dieser Zeit kann die Pflanze geerntet werden. Heilpflanzlich verwendet wird das ganze zur Blütezeit geernteten Kraut (also Blätter, Stängel, Triebe und Blüten). Die Trocknung gelingt gut auf Trockenrahmen oder büschelweise verkehrt herum aufgehängt- solange bis die Kräuter hörbar rascheln.

Parthenolid als wichtigster und heilkräftigster Inhaltsstoff von Mutterkraut

Medizinisch wirksame Inhaltsstoffe des Mutterkrauts sind ätherische Öle (vor allem Campher und Chrysanthenylacetat), Flavone, Flavonoide, Sterole und Sesquiterpenlactone. In letztgenannte Gruppe ist vor allem das Parthenolid hervorzuheben, das für eine Vielzahl der Heilwirkungen von Mutterkraut verantwortlich ist. Mutterkraut-Präparate müssen, um zugelassen zu werden, einen Mindestgehalt dieses Stoffes von 0,2% aufweisen.

Die Wirkungen von Mutterkraut sind zahlreich. So wirken die enthaltenen Sesquiterpenlactone antimikrobiell gegen Bakterien, Pilze und Viren. Sie hemmen die Freisetzung von Entzündungsmediatoren und wirken so entzündungshemmend und fiebersenkend. Eine unterstützende Anwendung der Heilpflanze kann beispielsweise bei Husten, Erkältungskrankheiten oder fieberhaften Infekten erfolgen.

Parthenolid wirkt in Studien nachweislich migränelindernd und schmerzstillend und kann auch bei nicht migräneartigen chronischen Kopfschmerzen Linderung herbeiführen.

Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet des Mutterkrautes sind seit der Antike Frauenbeschwerden. Es kann gegen Menstruationsbeschwerden eingesetzt werden, indem es Unterleibskrämpfe lindert und menstruationsregulierend und zyklusausgleichend wirkt. In der Schwangerschaft sollte Mutterkraut aufgrund seiner wehenfördernden Wirkung nicht vor der 38. Woche verwendet werden. Während der Geburt kann es die Gebärmutter stärken und gleichzeitig nicht förderlichen Verkrampfungen entgegen wirken, was zu effektiveren Wehen führt und somit die Geburt erleichtert. Nach der Geburt kann es die Ablösung der Plazenta fördern.

Die Inhaltsstoffe von Mutterkraut wirken entspannend und entkrampfend auf die glatte Muskulatur des Magen-Darm-Traktes, weiterhin verdauungsfördernd bis abführend sowie antisekretorisch und appetitanregend.

Äußerlich angewendet soll Mutterkraut als starker Aufguss bei Wunden, Ekzemen, Hautentzündungen und Schwellungen helfen.

Mutterkraut als potentielles Mittel bei Leukämie und Nervenerkrankungen

Neuere Forschung konnte zudem zeigen, dass die Inhaltsstoffe des Mutterkrautes auf zellulärer Ebene in verschiedene Signalwege des Zellzyklus eingreifen und eine tumorhemmende Wirkung vermitteln können. In mehreren Studien konnte der Zelltod von Leukämiezellen und ihren Vorläufern ausgelöst werden, ohne dass die gesunden blutbildenden Zellen beeinflusst wurden. Aufgrund dieser Ergebnisse ziehen einige Autoren parthenolidhaltige Extrakte des Mutterkrautes als potentielles Medikament bei Akuter Myeloischer Leukämie in Betracht.

Ein weiterer Fokus neuerer Forschung betrifft die Erkenntnis, dass Mutterkrautextrakte die Regeneration verletzter Nerven fördern können, indem Parthenolid das Wachstum verschiedener Nervenverbindungen bzw. -fasern  beschleunigt. Denkbar wären Anwendungen bei degenerativen Nervenerkrankungen oder nach traumatischen Nervenverletzungen. Um dies zu untermauern und in Zukunft einsetzen zu können, sind allerdings noch weitere Untersuchungen erforderlich.

Mögliche Anwendungen von Mutterkraut noch einmal in der Übersicht:

  • Husten, Erkältung, Fieber
  • Migräne, chronische Kopfschmerzen
  • Menstruationsbeschwerden, Zyklusprobleme
  • Geburtseinleitung, Geburtsfortschritt, Förderung der Nachgeburt
  • Wechseljahrsbeschwerden
  • Blähungen, Verstopfung
  • Appetitanregung
  • Wunden, Ekzeme, Insektenstiche
  • Akute Myeloische Leukämie (experimentell)
  • Nervenverletzungen, regenerative Nervenerkrankungen (experimentell)

Vorsichtig in der -frühen- Schwangerschaft!

Die Anwendung von Mutterkraut ist nebenwirkungsarm. Bei übermäßigem Konsum kann die Heilpflanze Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen, bei zu langer Anwendung und/oder zu hoher Dosierung sind zudem Schwindel, Übelkeit oder Hautirritationen möglich. Bei Menschen mit Allergien gegen Korbblütlern können allergische Reaktionen im Mund beim Konsum frischer Blätter auftreten.

Es sind keine Wechselwirkungen von Mutterkraut mit anderen Medikamenten bekannt.

In der Schwangerschaft sollte Mutterkraut aufgrund seiner wehenfördernden Wirkung nicht vor der 38. Woche verwendet werden (absolute Kontraindikation), da es zu einer Fehlgeburt kommen kann. Weiterhin wird die Einnahme von Mutterkrautpräparaten in der Stillzeit aufgrund unklarer Datenlage nicht empfohlen (Grund hierfür ist schlichtweg, dass es keine Untersuchungen mit stillenden Müttern zur Mutterkrauteinnahme gibt, und NICHT, dass die Einnahme konkrete, bekannte Risiken für Mutter und Kind birgt!). Eine weitere Kontraindikation für die Anwendung von Mutterkrautpräparaten ist eine bekannte Allergie gegen Korbblütler.

Wie bei den meisten pflanzlichen Mitteln ist eine lange Anwendungsdauer wichtig

Für die Anwendung als Heilpflanze kann Mutterkraut als Tee, Tinktur oder frisch eingenommen werden . Es sind diverse Fertigpräparate im Handel erhältlich, die einen Mindestgehalt an Parthenolid aufweisen müssen. Es wird ein Einnahmezeitraum von mindestens drei Monaten empfohlen.

Meist wird Mutterkraut als Tee oder Tinktur verabreicht. Beides kann auch selber leicht aus frischem oder getrocknetem Kraut hergestellt werden. Der Geschmack des Tees ist aufgrund seiner Bitterkeit etwas gewöhnungsbedürftig, belohnt wird man jedoch dafür mit einer unglaublich heilkräftigen Pflanze, die bei den unterschiedlichsten Beschwerden angewendet werden kann und für Mann und Frau gleichermaßen geeignet ist!

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